Alpha und Omega

Der Bibelgarten an der Heiligenröder Kirche

Dass das Kirchengrundstück in Heiligenrode eine uralte Anlage ist, kann man sehen. An der Lage mitten im Dorf. An den Rasenflächen um die Kirche, die früher Begräbnisstätten waren. Am Torbogen, der sich so romantisch über dem Zugang wölbt, dass Brautpaare aus der ganzen Region herkommen. An der im Lauf einer jahrhundertelangen Geschichte gewachsenen Einfriedung mit dicken Sandsteinmauern und kleinen Fachwerkhäusern.

Eines dieser Fachwerkhäuser, das Haus der Familie Zuber, Opferhof 7, ist in der Karwoche im Jahr 2005 abgebrannt. Es war vom Gebäude nichts mehr zu retten. Einem geplanten Neubau am gleichen Platz standen erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Familie Zuber schenkte schließlich die Brandruine samt Grundstück der Kirchengemeinde. Die Kirchengemeinde hat damals zunächst die Brandruine abreißen lassen und das Grundstück geschottert und provisorisch gesichert. In diesem Zustand erinnerte es wie eine Narbe noch sehr an die schmerzliche Lücke, die der Brand in das ehemals so harmonische dörfliche Ensemble gerissen hat.

Im Jahr 2009 hat deshalb der Bauausschuss der Kirchengemeinde begonnen, über die Gestaltung nachzudenken. Eine Bebauung kam nicht in Frage. Ein Verbindungsweg von der Kirche zum Gemeindehaus gegenüber sollte geschaffen werden. Wichtig war: es sollte wieder schön aussehen. Man wollte die alte Geschlossenheit wiederherstellen, aber doch den Blick auf die Südseite der Kirche freilassen. Eine Böschung war zu überwinden. Dem Kirchengrundstück als einem öffentlichen Raum im Zentrum des Dorfes sollte Rechnung getragen werden, aber zugleich sollte die Gestaltung auch dem historischen und sakralen Charakter des Kirchplatzes gerecht werden. Preiswert sollte die Lösung auch noch sein… Also, einfach war es nicht, und es hat viele Gespräche und Sitzungen gebraucht, ehe sich eine Lösung abzeichnete. Diese ist auch Marcus Schäfers zu danken, dem Landschaftsarchitekten aus Kaufungen, der sich der Sache mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl annahm. Im April 2009 hat der Kirchenvorstand seine Planungen beschlossen. Seit Mai 2009 wurde gebaggert, gepflastert und gemauert von der Firma Gartenbau Lipphardt aus Kaufungen.

Entstanden ist dabei ein Weg mit Baumscheibe rund um die vorhandene Blutbuche und mit einer zweiten Baumscheibe, in die ein Apfelbaum gepflanzt wurde als Symbol christlicher Hoffnung. Die Böschung wurde abgefangen mit einer kniehohen Trockenmauer in der halbrunden Form des griechischen Buchstabens Omega. Ein spitzwinkliges griechisches Alpha wurde in Kalkplatten ausgelegt. Beide zusammen, Alpha und Omega, erinnnern an ein Jesuswort:

Christus spricht: Ich bin das A und O, das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende (Offb. 22,13).

 

Als weiteres Gestaltungselement wurde der frühere Verlauf der alten Kirchhofmauer mit grobem Kies und einigen der noch vorhandenen Sandsteinquadern angedeutet. Sie sind auch als Sitzgelegenheiten geeignet.

Dazwischen sind Beete entstanden. Sie sind im Herbst 2009 in Eigenleistung durch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen der Kirchengemeinde mit Blumen und Pflanzen der Bibel bepflanzt worden: Rosen und Buchs, Lilien und Ilex… Eine Buchenhecke verdeckt angrenzende Gebäude. Zwei Sitzbänke wurden uns gespendet.

Inzwischen ist das Gärtchen gut eingewachsen und es ist eine Freude, die Durchblicke von verschiedenen Blickwinkeln aus zu betrachten. Die schöne barocke Fassade der Heiligenröder Kirche kommt in ihrer Seitenansicht zur Geltung. Und ein einladendes Plätzchen bietet sich an, mitten im Dorf, wohin man spazieren kann und an einem lauen Sommerabend sitzen, schauen und sinnieren – warum denn nicht über Alpha und Omega, Anfang und Ende?.

Sie sind herzlich dazu eingeladen!

Almut Krotz